Kritisches Denken
Inhalt

Schuhgrösse und Lohn

Das Ziel dieser Übung ist es zu verstehen, dass Korrelationen nicht automatisch Ursache-Wirkung-Zusammenhänge beweisen. Es soll gezeigt werden, wie Korrelationen irreführend genutzt werden können, um kommerzielle Ziele zu erreichen oder Meinungen zu manipulieren. Das korrekte Verständnis von Korrelationen ist eine wichtige Fähigkeit für kritisches Denken.

Zusammenfassung

Diese Aktivität führt in das Konzept der Korrelation ein und beginnt mit einer leicht verständlichen Erklärung. Die Teilnehmenden lernen, Korrelationszahlen zu interpretieren (0 bedeutet keine Korrelation; 1 bedeutet 100% Korrelation). Dann stellen Sie die Frage, wie gross die Korrelation zwischen Schuhgrösse und Einkommen ist. Die meisten nehmen an, dass sie nahe bei 0 liegt. Tatsächlich beträgt sie aber 0.7 - ein überraschend hoher Wert. Dies könnte fälschlicherweise so interpretiert werden, dass grössere Schuhe zu einem höheren Einkommen führen. In Kleingruppen wird erarbeitet, warum diese hohe Korrelation besteht und wie sie richtig einzuordnen ist.

Materialien

WORD · PDF · Projektion

Falls Sie den Projektor verwenden, erübrigt sich die Notwendigkeit, die PDF-Datei zu drucken. 

Die PDF-Datei «Schuhgrösse und Lohn» besteht aus 12 Seiten, die Sie drucken können, falls Sie keine Internetverbindung und keinen Projektor haben. Falls Sie diese Seiten den Jugendlichen geben möchten, sollten Sie den jungen Menschen am Anfang nur die Seiten 1 bis 7 verteilen, denn ab Seite 8 hat man Zugang zur Lösung.

Ablauf

Eine Person bekommt die Leitungsrolle. Sie hat am Anfang noch keine Aufgabe. Zuerst müssen Sie allen Anwesenden die Bedeutung der Korrelation erklären.

Icon Idee
  • Als Alternative können Sie eine*n junge*n Assistenten*in instruieren, damit er*sie die Bedeutung der Korrelation vor der Gruppe erklärt.

Wir empfehlen Ihnen, die Seite «Schuhgrösse und Lohn» zu projizieren. So können Sie das Konzept der Korrelation z.B. mit dieser Rede erklären:

1 | Achse X "Schuhgrösse", Achse Y "Einkommen"

1 | Achse X

«Bevor wir beginnen, muss ich euch erklären, was eine Korrelation ist und das tue ich mit dieser Abbildung. Die horizontale Achse zeigt die Schuhgrösse der Bevölkerung: z.B. 40, 42, 44. Die vertikale Achse zeigt, wie viel eine Person verdient, z.B. CHF 3'000, CHF 4'000, CHF 5'000 usw.»

2 | Schuhgrösse 42, Einkommen CHF 3'000

«Die Person, die hier mit einem Punkt abgebildet ist, hat eine Schuhgrösse von 42 und ein Einkommen von CHF 3'000.»

3 | Schuhgrösse 42, Einkommen CHF 5'000

«Auch diese andere Person hat eine Schuhgrösse von 42, aber verdient viel mehr: CHF 5'000. Alles klar bis jetzt?»

4 | Korrelation r=0

«Jeder Punkt in dieser graphischen Darstellung bildet eine Person mit einer bestimmten Schuhgrösse und Einkommen ab. Wenn sich alle Punkte zufällig wie eine Wolke verteilen, haben wir eine Korrelation = 0. 0 bedeutet: Es ist unmöglich aufgrund der Schuhgrösse zu bestimmen, wie viel die Person verdient.»

5 | Korrelation r=1

«Anders wäre es mit einer positiven Korrelation von 1. Mit einer Korrelation von 1 würden sich alle Punkte auf einer steigenden geraden Linie befinden. Und die Folge wäre: Wenn ich die Schuhgrösse kenne, wüsste ich, wie viel die Person verdient.»

6 | Vergleich Korrelation r=0 und r=1

«Fassen wir zusammen. Eine Korrelation von 0 heisst: Aufgrund der Schuhgrösse ist unmöglich zu schätzen, wie viel jemand verdient. Eine Korrelation von 1 heisst: Kenne ich die Schuhgrösse, weiss ich genau, wie viel diese Person verdient.»

7 | Frage für die Gruppe

Icon Chat
  • «Was denkt ihr? Wie hoch ist die Korrelation zwischen Schuhgrösse und Einkommen?
  • 0 wie eine Wolke? 1 wie eine Linie? Oder etwas dazwischen? 0.2? 0.5? 0.8?»

Die Jugendlichen exponieren sich mit ihren Vermutungen. Nachdem Sie einige Zahlen gehört haben, setzen Sie die Rede fort:

8 | Ergebnis und Interpretation

«Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass es zwischen Schuhgrösse und Einkommen eine Korrelation von 0.7 gibt. 0.7 ist schon eine ziemlich hohe Korrelation. Mit anderen Worten: Wer grössere Schuhe hat, wird wahrscheinlich auch mehr verdienen.»

Nun können Sie endlich die Übung einleiten. Und diese ist spannend, wenn man die Korrelation kausal interpretiert:

Icon Chat
  • «Diese Befunde könnte man so interpretieren: Wenn ihr in Zukunft mehr verdienen möchtet, müsst ihr grössere Schuhe kaufen.
  • Oder ihr müsst irgendetwas tun, um eure Füsse zu verlängern, so dass ihr grössere Schuhe braucht.»

Erwarten Sie nun überraschte Gesichtsausdrücke. 

9 | Frage für die Leitungsperson

Auch die Leitungsperson ist verunsichert. Fragen Sie sie: «Warum verdient der, der grössere Schuhe trägt, wahrscheinlich mehr?»

10 | Fachbeirat

Eine fundierte Antwort ist nicht sehr wahrscheinlich. Wenn Sie merken, dass die Leitungsperson überfragt ist, ergänzen Sie:

Icon Chat
  • «Dir steht die ganze Gruppe als Fachbeirat zur Verfügung. Du kannst kleine Gruppen bilden, die die Aufgabe bekommen zu diskutieren, warum eine hohe Korrelation zwischen Schuhgrösse und Einkommen besteht.
  • Die Gruppen sollten auch besprechen, was sie von meinem Vorschlag denken, Füsse zu verlängern oder grössere Schuhe zu kaufen, um mehr zu verdienen.»

Die Gruppen bilden sich. Die Diskussionen beginnen. Es ist sinnvoll, wenn die Leitungsperson die Gruppen persönlich trifft, um Meinungen und Eindrücke zu sammeln.

Nach der Diskussion erklärt jede Gruppe aus der eigenen Perspektive, wie das rätselhafte Phänomen der Korrelation zwischen Schuhgrösse und Höhe des Lohnes zustande kommt und welche Empfehlungen daraus abgeleitet werden können.

11 | Lösung der Leitungsperson

Wenn die Leitungsperson alle Erklärungen und Empfehlungen gehört hat, entscheidet sie, welche davon, ihrer Meinung nach, korrekt sind.

12 | Offizielle Lösung. Begründung der Korrelation

Am Ende der Diskussion können Sie das Geheimnis lüften.

«Die Korrelation von 0.7 zwischen Schuhgrösse und Einkommen ist korrekt. Aber Schuhgrösse und Einkommen haben nichts direkt miteinander zu tun. Der Grund dieser hohen Korrelation ist, dass Männer mehr verdienen als Frauen. Und weil Männer oft grössere Füsse als Frauen haben, führt dies zur Korrelation von 0.7. Würde man nur die Männer oder nur die Frauen betrachten, wäre die Korrelation mehr oder weniger gleich 0.»

13 | Erkenntnisse aus der Gruppe

Icon Finale Diskussion
  • Fragen Sie nun die Jugendlichen, was sie aus dieser Übung gelernt und dann was Sie damit bezweckt haben.
  • Am Ende können Sie noch erklären, was Ihr Ziel für die Übung war.

14 | Ziel der Übung

Icon Ziel
  • «Meine Erkenntnis aus dieser Übung ist: Wenn ich versuche etwas zu ändern, was nichts mit dem Problem zu tun hat, werde ich das Problem nicht lösen.

  • Wie hier: Ich gehe von der Annahme aus, dass ich wenig verdiene, weil ich kleine Schuhe trage. Daraus folgt meine Strategie: Kaufe ich grössere Schuhe, verdiene ich mehr. Das Ergebnis kann man erahnen: Ich werde keinen Erfolg haben, weil die Schuhgrösse nicht der Grund meines tiefen Lohnes ist.»

Und abschliessend:

15 | Abschluss

Icon Ziel
  • «Frage dich selbst, wenn du ein Problem hast, z.B. schlechte Schulnoten, Probleme mit anderen Menschen, was auch immer: Suche nach den echten Ursachen deines Problems. Wenn du die echten Ursachen deines Problems verstehst und beheben kannst, wirst du es überwinden können. Und sonst wird das Problem weiter bestehen».

  • Hier könnte sich noch der Vergleich mit dem Schüler lohnen, der schlechte Noten hat und denkt, dass der Grund ist, dass der Lehrer etwas gegen ihn hat. Stattdessen wäre besser, würde er nach den echten Gründen seines Problems suchen, z.B. dass er zu wenig Zeit für das Lernen investiert.

Auch wenn die Leitungsperson die richtige Antwort nicht gefunden hat, können Sie z.B. 3 Punkte für die Teilnahme vergeben. Die anderen Jugendlichen, die mitgemacht haben, bekommen auch zwischen 1 und 3 Punkten.

Erfahrungen

Bis heute haben wir diese Übung mit disziplinierten Schulklassen durchgeführt, die gerne diskutieren. Die Vorstellung, dass man mehr Geld verdienen kann, wenn man längere Füsse hat, wirkt verstörend und faszinierend zugleich. Entsprechend ambivalent sind die Reaktionen der jungen Menschen; sie pendeln zwischen «Es ist absurd» und «Warum ist es so?».

Es ist möglich, dass Sie auf Jugendliche treffen, die die Korrelation zwischen Schuhgrösse und Einkommen in Frage stellen: Sie können dabei ruhig und bestimmt mitteilen, dass eine positive Korrelation existiert und dass es Gründe dafür gibt. Diese Gründe werden Sie am Ende der Übung erklären.

Sie können sich auf alle möglichen Spekulationen freuen, die die Diskussion spannend machen.

Bis heute haben wir noch nicht erlebt, dass eine Gruppe die ‘richtige’ Antwort von sich aus erkannt hat. Wenn dies passieren sollte, umso besser (Sie können Extra-Punkte vergeben). Auch in diesem Fall empfehlen wir am Ende der Übung zu fragen, was die Anwesenden daraus gelernt haben und Sie können erklären, was Sie mit dieser Übung bezwecken wollten.

Hintergrundwissen

Oft werden Korrelationen genannt, um Phänomene zu beschreiben. Das ist legitim, solang man weiss und nicht vergisst, dass Korrelationen ungeeignete statistische Werte sind, um Ursachen und Folgen zu identifizieren. Wenn man aber Korrelationen kausal interpretiert, dann können Entscheidungen getroffen werden, die im schlimmsten Fall ein Problem sogar verschlimmern.

Die Gesellschaft wird von unzähligen Zahlen überschwemmt. Um Zu lernen diese Zahlen korrekt zu interpretieren, ist eine wesentliche Lebenskompetenz, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Korrelation ist eine Zahl, die oft genannt wird, weil sie einfach zu verstehen ist. Aber sie wird auch manchmal kausal interpretiert, das heisst: falsch interpretiert. Deswegen hoffen wir, mit dieser Übung einen kleinen Beitrag geleistet zu haben, um den Jugendlichen die Bedeutung der Korrelation zu erklären.

Mehr zum Thema Korrelation und Kausalität finden Sie auf crashkurs-statistik.de/korrelation-und-kausalitaet/

Punkte

Wenn Sie diese Übung im Rahmen von Abenteuerinsel einsetzen und Punkte vergeben, können Sie den Jugendlichen eine Schatzkarte aushändigen. Alle erhalten 3 Punkte. Falls eine Gruppe die richtige Lösung oder eine besonders kreative Antwort findet, können Sie Extrapunkte vergeben.

Über Abenteuerinsel: Videoanleitung · Schulen · Jugendarbeit · Haltung

Navigation

Für Sie aus Freiburg
Kantonale Indikationsstelle «Sucht» für Minderjährige
Kantonale Indikationsstelle «Sucht» für Minderjährige

Konsum einer oder mehrerer psychoaktiver Substanzen und/oder beunruhigendes Spiel- oder Internetverhalten: Ich mache mir Sorgen ‒ was kann ich tun?

Digitale Medien - wie handhaben?
Digitale Medien - wie handhaben?

Entdecken Sie auf dieser Webseite unsere Dienstleistungen und Hilfsmittel zum Thema Bildschirme. Unsere Dienstleistungen und Hilfsmittel richten sich in erster Linie an Eltern, Schulen und Fachpersonen, die mit Kinder und Jugendlichen in Kontakt stehen.

Quiz bisch-fit.ch
Quiz bisch-fit.ch

Auf unserer Plattform bisch-fit.ch stehen Quiz zu unterschiedlichen Themen wie Alkohol, Cannabis, und Bildschirmen zur Verfügung.

Schweiz
Kanton wechseln: AG · BS · BL · BE · FR · GL · GR · LU · SH · SO · SG · TG · VS · ZG · ZH
Für Sie aus Freiburg
Kantonale Indikationsstelle «Sucht» für Minderjährige
Kantonale Indikationsstelle «Sucht» für Minderjährige

Konsum einer oder mehrerer psychoaktiver Substanzen und/oder beunruhigendes Spiel- oder Internetverhalten: Ich mache mir Sorgen ‒ was kann ich tun?

Digitale Medien - wie handhaben?
Digitale Medien - wie handhaben?

Entdecken Sie auf dieser Webseite unsere Dienstleistungen und Hilfsmittel zum Thema Bildschirme. Unsere Dienstleistungen und Hilfsmittel richten sich in erster Linie an Eltern, Schulen und Fachpersonen, die mit Kinder und Jugendlichen in Kontakt stehen.

Quiz bisch-fit.ch
Quiz bisch-fit.ch

Auf unserer Plattform bisch-fit.ch stehen Quiz zu unterschiedlichen Themen wie Alkohol, Cannabis, und Bildschirmen zur Verfügung.

Schweiz
Kanton wechseln: AG · BS · BL · BE · FR · GL · GR · LU · SH · SO · SG · TG · VS · ZG · ZH

Diese Webseite verwendet Cookies

feel-ok.ch ist ein Angebot der Schweizerischen Gesundheitsstiftung RADIX, das Informationen für Jugendliche und didaktische Instrumente u.a. für Lehrpersonen, Schulsozialarbeiter*innen und Fachpersonen der Jugendarbeit zu Gesundheitsthemen enthält.

20 Kantone, Gesundheitsförderung Schweiz, das BAG und Stiftungen unterstützen feel-ok.ch.

Cookies werden für die Nutzungsstatistik benötigt. Sie helfen uns, das Angebot deinen Bedürfnissen anzupassen und feel-ok.ch zu finanzieren. Dazu werden einige Cookies von Drittanbietern für das Abspielen von Videos gesetzt.

Bitte alle Cookies akzeptieren

Mit "Alle Cookies akzeptieren" stimmst du der Verwendung aller Cookies zu. Du kannst deine Wahl jederzeit am Ende der Seite ändern oder widerrufen.

Wenn du mehr über unsere Cookies erfahren und/oder deine Einstellungen ändern möchtest, klicke auf "Cookies wählen".

Einstellungen

Cookies sind kleine Textdateien. Laut Gesetz dürfen wir für die Seite erforderliche Cookies auf deinem Gerät speichern, da sonst die Website nicht funktioniert. Für alle anderen Cookie-Typen benötigen wir deine Erlaubnis.

Zu den externen Anbietern gehören unter anderem YouTube, Vimeo und SRF. Werden diese Cookies blockiert, funktionieren die eingebetteten Dienste nicht mehr. Werden sie zugelassen, kann dies zur Folge haben, dass Personendaten übermittelt werden.

Statistik-Cookies helfen zu verstehen, wie Besucher*innen mit Webseiten interagieren, indem Informationen anonym gesammelt und gemeldet werden. Mit deinem Einverständnis analysieren wir die Nutzung der Website mit Google Analytics.

Guide
Suchbegriff eingeben
Vorschlag aus der Liste wählen